Mittwoch, 24. Juli 2013

Urlaubsbekanntschaft, die Spuren hinterlässt.

Ich hielt nicht viel von ihm. Er war ständig bekifft und durchgehend am feiern. Er bleibt 6 Wochen lang, ich weiß nicht wie er das schaffen soll. Seine Freundin sitzt zuhause, er fickt sich durch Bulgarien.
Wie gesagt: Ich hielt nicht viel von ihm. Er hat mich angesprochen, ich wollte einfach nur noch, dass er wieder verschwindet. Dann hab ich ihn wieder getroffen. Er wollte Gras mit mir rauchen, ich hab ihn weggeschickt.
Und dann hab ich ihn zum ersten Mal tagsüber getroffen. Beim Essen. Natürlich war er wieder/immer noch betrunken. Aber dann hab ich mich mit ihm unterhalten.
Er ist definitiv der intelligenteste Mensch, der mir je begegnet ist. Sein Abi hat er schon vor einer Weile mit 1,3 geschafft, obwohl er in den mündlichen Prüfungen bekifft war. Egal worüber man mit ihm spricht, er weiß alles.
Und trotzdem kommt er in seinem Leben nicht klar. Er ist aus der Bundeswehr geflogen, er hat keinen Führerschein mehr und wird ihn auch nicht mehr bekommen, er weiß nicht wohin mit sich.
"Vielleicht werd' ich Arzt. Das fänd ich irgendwie cool. Oder Anwalt."
Er sprach wie ein kleines Kind von seiner Zukunft. Aber ich glaube er könnte das alles tatsächlich schaffen, würde er nur seine Einstellung ändern.
Am liebsten hätte ich ihn wachgerüttelt, damit er endlich etwas aus seiner Intelligenz und seinem Leben macht. Denn wenn er so weitermacht, wird er bestimmt nicht sehr alt.
Jedenfalls hielt ich von da an doch einiges von ihm. Natürlich hatte ich trotzdem nichts mit ihm. Er hat eine Freundin.
Doch nach einem Gespräch wäre ich ihm am liebsten um den Hals gefallen.

Rene: "Isst du das nicht mehr?"
Ich: "Nee."
Rene: "Achja, nicht dass du noch dick wirst, was?"
Ich sage nichts, er spricht weiter.
Rene: "Da gibt es doch sogar so ein krankes System, bei dem man seine Nahrung nach Punkten abmisst."
Ich sage immer noch nichts.
Rene: "Ich versteh' euch Mädchen nicht. Einmal war ich mit einem Mädchen Essen und sie hat ständig nur an ihrem Salat geknabbert. Als sie fertig war, sagte sie 'Jetzt darf ich heute noch genau drei Punkt zu mir nehmen'. Sie war tatsächlich bei Weight Watchers. Das ist doch krank! Okay, sie war etwas fester. Aber das ist doch egal. Sie war so wahnsinnig hübsch!"

Er sieht wirklich gut aus, die Mädchen stehen Schlange. Und trotzdem lässt er sich nicht von kranken Schönheitsidealen beeinflussen. Ob das etwas mit seinem IQ zu tun hat weiß ich nicht, aber von da an mochte ich ihn.

Dienstag, 2. Juli 2013

Mein Herz ist nie besoffen, auch wenn die Beine torkeln.

Eine als "Grillparty" getarnte Eskalation beim reichsten Kerl hier in der Stadt. Ich weiß nicht, wie ich zu der Ehre kam, dass ich eine der nur 30 Leute war, die eingeladen waren. Aber anscheinend musste es so sein.
Habt ihr schon mal jemanden das erste Mal in die Augen gesehen und wusstet sofort, dass ihr an diesen Moment noch wahnsinnig oft zurückdenken werdet?
Genau das ist mir gestern passiert. Erst spät nachts, aber es ist passiert.
Ich musste lachen, weil eine Bank unter ein paar Leuten zusammengebrochen ist, und er hat mich angesehen. Ich hab ihn angesehen und es ist passiert.
Ich zittere, obwohl ich fast schon im Lagerfeuer sitze. Er kommt zu mir, gibt mir seinen Pullover und setzt sich neben mich. Er sagt wir haben uns mal kennengelernt als wir noch 13 waren. Das ist jetzt 5 Jahre her und er hat sich anscheinend sehr verändert, ansonsten hätte ich mich an ihn erinnert.
Wir sind betrunken. Betrunken werde ich ehrlich und rede ohne nachzudenken.
Ich nehme meinen Ex noch wahr, wie er unruhig und neugierig um uns rumrennt, aber dann bin ich voll und ganz bei ihm. Wir reden über seine Haare, die teilweise Dreads sind, das Abi, Festivals, wie beschissen unsere Stadt ist und die Zukunft. Genau wie ich hat auch er keinen Plan und das Gefühl, nichts zu können. Trotzdem lachen wir und er tut mir absolut gut. Es gibt sie tatsächlich. Diese Menschen, die man kennenlernt und das Gefühl hat, sie schon ewig zu kennen.
Um 3 muss ich dann doch abhauen. Ich hab weder seine Nummer, noch erinnere ich mich an seinen Namen. Wir haben teilweise die gleichen Freunde und feiern großteils an den gleichen Orten.
Er meinte, wir würden uns dort bestimmt bald schon wiedersehen. Ich hoffe es.
Solange bleibt mir nur der Geruch, der von seinem Pullover auf mein Shirt überging.

Montag, 1. Juli 2013

Cheah, Abi. Und jetzt? Die Welt steht mir offen. Aber genau das macht mir Angst. Ich weiß nicht wohin mit mir, verfehle den Sinn darin. Egal welchen Weg ich einschlage, es wird mich am Ende nicht glücklich machen.
Ich vermisse meinen Vater. Das habe ich inzwischen eingesehen. Der Mensch, den ich eigentlich hassen sollte. Ausgerechnet der fehlt mir. Ihm ist egal was aus mir wird oder was in den letzten Jahren aus mir geworden ist. Jeder kann ihn hassen, sogar meine Schwestern. Aber ich nicht. Vielleicht weil ich bin wie er. Aber so will ich doch gar nicht sein. Ich hasse ihn dafür, dass er mich in diesem Irrenhaus alleine gelassen hat und wünschte trotzdem er wäre bei mir.

Fick dich, Dad. Ich liebe dich.
Verpiss dich. Ich vermisse dich.